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CDU-Politiker Wolfgang Bosbach: „Lobbyismus ist nicht per se kritikwürdig“
Holz ist ein Rohstoff mit jahrtausendealter Tradition und wechselvoller Geschichte. Im Kampf gegen den Klimawandel sind seine Qualitäten heute bedeutender denn je. Seit nunmehr 125 Jahren setzt sich die Interessenvertretung der Säge- und Holzindustrie für die nachhaltige Verwendung ein. Anlässlich des Jubiläums beleuchtet der Deutsche Holzkongress am 29. und 30. Juni 2022 die Stellung des Holzes in Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Vorab stellen wir die Keynote-Speaker im Kurzinterview vor.
Wolfgang Bosbach
Der Rechtsanwalt ist seit 1972 politisch aktiv in der CDU. Von 1994 bis 2017 war er Mitglied des Bundestages, zwischen 2000 und 2009 als stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Union. Als meinungsstarker Politiker ist Bosbach gefragter Gesprächspartner für die Medien und scheut nicht den Konflikt mit der eigenen Partei. Als Mitglied des Berliner Kreises kritisiert er die Klimapolitik der vergangenen Jahre.
Wolfgang Bosbach spricht am 30.06.2022 um 11:40 Uhr auf dem Deutschen Holzkongress. Sein Vortrag trägt den Titel: “Deutschland in Zeiten von Globalisierung und Regionalisierung – worauf es jetzt in Politik und Interessenvertretung ankommt”.
Herr Bosbach, die Säge- und Holzindustrie feiert auf dem diesjährigen Kongress ein Jubiläum. Seit 1897, also seit 125 Jahren, bündelt die Branche ihre Stimme in einer Vereinigung. Solche Wirtschaftsverbände werden oft mit Lobbyismus und einseitiger Einflussnahme gleichgesetzt. Welche Rolle spielen Interessensvertretungen aus Ihrer Erfahrung?
Auch wenn das oft so gesehen wird: Lobbyismus ist nicht per se kritikwürdig, denn dass Vereine, Verbände und andere Organisationen die Interessen ihrer Mitglieder vertreten ist nun wirklich nicht sensationell. Entscheidend ist bei der politischen Entscheidungsfindung die Orientierung am Gemeinwohl, nicht an Partikularinteressen.
In den zurückliegenden Jahren wird immer wieder von einer möglichen Spaltung der Gesellschaft gesprochen, zuletzt durch die Corona-Maßnahmen. Sie werben bei Ihren Auftritten stets für mehr politisches Engagement. Mangelt es an Bewusstsein für die Demokratie?
Gesellschaftliche Spaltungen sind keine Folge mangelhafter demokratischer Einstellungen, sondern einer Frontstellung, die noch dafür oder dagegen kennt, in der differenzierte Argumentationen kaum noch Gehör finden.
Der Berliner Kreis, ein Zusammenschluss von Bundes- und Landespolitiker:innen innerhalb der CDU und CSU, dem Sie angehören, sorgte mit seinen Ansichten zu Klima und Energie für Kontroversen. In einem Positionspapier heißt es unter anderem, die Debatte ums Klima werde zu ideologisch geführt. Welchen Umgang mit dem Themenkomplex wünschen Sie sich?
Wie bei anderen Themen auch: also sachlich und rational. Vor dem Hintergrund der Klimakrise wäre es wohl klüger gewesen erst aus der Kohleverstromung und erst dann aus der Kernenergie auszusteigen, wenn die Erneuerbaren die Energieversorgung zu 100 Prozent und zu bezahlbaren Preisen garantieren können. Da das noch sehr lange Zeit nicht der Fall sein wird, werden wir noch lange sowohl Kohlestrom als auch Kernenergie nutzen müssen – allerdings aus dem Ausland importierten Strom.
HEUTE NOCH ANMELDEN UND IN BERLIN DABEI SEIN
Bild: Portrait Bosbach_Bretterwand -Foto von Manfred Esser, Bergisch Gladbach. Die Rechte dafür hat die CDU Rheinisch-Bergischer Kreis